Warum Heizkörpernischen dämmen?
Heizkörpernischen sind typische Wärmebrücken im Altbau. In die Außenwand gefräst, oft nur 8-12 cm stark, kühlen sie schnell aus. Ergebnis: kalte Oberflächen, höhere Heizkosten und Schimmelrisiko. Eine schlanke Innendämmung direkt in der Nische reduziert die Wärmeverluste deutlich - ohne große Baustelle.
Das Ziel: den U-Wert der Nischenwand verbessern, Oberflächentemperaturen erhöhen und Konvektion hinter dem Heizkörper erhalten. In der Praxis heißt das: 10-20 mm leistungsfähige Dämmung sauber verklebt, Fugen dicht, Kanten geschützt, Thermostat und Abstand beachtet.
Gut geplant hält so eine Maßnahme 20+ Jahre, kostet überschaubar und ist ein wirksamer Baustein gegen Energieverluste bei Bestandsgebäuden.
- Micro-BOM - Heizkörpernische dämmen (ca. 1 m²)
- PIR-Dämmplatte 20 mm, alukaschiert, 1 m² - 25-40 EUR
- Alternativ: Kalziumsilikatplatte 25 mm, 1 m² - 30-50 EUR
- Kleber: PU-Montagekleber oder Silikatkleber, 1 Kartusche/5 kg - 8-18 EUR
- Primer/Haftgrund (falls nötig), 0,5 l - 8-12 EUR
- Alu-Band/Dichtband für Stöße, 1 Rolle - 5-8 EUR
- Acryl/Flexfuge für Rand, 1 Kartusche - 4-6 EUR
- Werkzeug: Zahnspachtel, Cutter/Säge, Kartuschenpistole, Maßband, Wasserwaage - 0-30 EUR (vorhanden/geliehen)
- Optional: Dispersionsfarbe, Silikatfarbe oder Spachtel - 10-20 EUR

Geeignete Dämmstoffe und ihre Stärken
Wähle nach Wandzustand, Feuchterisiko und Aufbauhöhe. Vier gängige Lösungen:
PIR/PU-Dämmplatten (10-30 mm)
Sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit (λ ≈ 0,022-0,028 W/mK), alukaschiert verfügbar. Schlanke Lösung für maximale Wirkung bei minimaler Dicke. Wichtig: saubere Verklebung und Randabriegelung, damit keine Hinterströmung entsteht. Brandschutzklasse meist B-s2,d0.
- Pro: höchste Dämmwirkung bei geringer Dicke
- Contra: nicht kapillaraktiv, Untergrund muss trocken sein
Kalziumsilikatplatten (20-30 mm)
Kapillaraktiv und schimmelhemmend, nehmen Feuchte puffert auf und geben sie wieder ab. Wärmeleitfähigkeit höher (λ ≈ 0,06-0,065), dafür sehr robust bei leicht feuchtebelasteten Außenwänden.
- Pro: Feuchtepuffer, schimmelhemmend
- Contra: dicker und schwerer, etwas teurer als XPS
Aerogel-Dämmmatten/-Putz (10-20 mm)
Hochleistungsdämmung (λ ≈ 0,018-0,020), flexibel, ideal bei extrem begrenzter Tiefe oder unebenen Flächen. Preislich deutlich höher, Verarbeitung sorgfältig nach Systemvorgaben.
- Pro: extrem dünn bei hoher Wirkung
- Contra: teuer, systemgebunden
XPS/EPS-Platten (20-30 mm)
Günstig, einfache Verarbeitung. Wärmeleitfähigkeit moderat (λ ≈ 0,032-0,040). Nur bei trockenen Außenwänden ohne Feuchteprobleme einsetzen.
- Pro: preiswert
- Contra: feuchtesensibler, nicht kapillaraktiv
Praxis-Tipp: In den meisten Altbauten mit normal trockenen Außenwänden funktionieren 20 mm PIR-Platten sehr gut. Bei punktuell kühleren, feuchtegefährdeten Wänden nimm 25 mm Kalziumsilikat und Silikatkleber.
Bestandsaufnahme: so planst du richtig
Bevor du bestellst, prüfe die Nische und die Außenwand. Das verhindert Feuchteschäden und Überraschungen bei der Montage.
- Feuchtecheck: Handrückentest, Hygrometer, bei Zweifel CM-Messung. Sicht auf Ausblühungen, bröseligen Putz, Stockflecken.
- Wärmebildkamera: Leihen für ein Wochenende (ca. 20-30 EUR). Kalte Zonen im Bild zeigen Wärmebrücken und Luftundichtigkeiten.
- Maße nehmen: Breite/Höhe/Tiefe der Nische, Leitungsabstände, Ventil- und Thermostatposition. 3-5 cm Konvektionsraum hinter dem Heizkörper müssen nach Dämmung bleiben.
- Untergrund: Fest, tragfähig, staubfrei. Prüfe Putz auf Hohlstellen (Klopftest), lose Stellen entfernen und ausbessern.
- Leitungssucher: Vor bohren/schrauben Position von Vor- und Rücklauf lokalisieren.
Rechtliches in der Mietwohnung: Dämmung ist eine bauliche Veränderung an der Wand. Immer vorher Vermieterin/Vermieter schriftlich fragen. Rückbau ist bei verklebten Systemen nicht trivial. Eine reversible Vorsatzplatte im Rahmen ist eine Alternative.
Montagevarianten im Überblick
Variante A - Dämmung ohne Heizkörperausbau
Du arbeitest durch die Zwischenräume hinter dem Heizkörper. Geeignet bei ausreichend Abstand zur Wand (mind. ca. 30-40 mm) und schlanken Dämmstoffen. Schnell, günstig, etwas fummelig. Festen, gleichmäßigen Kleberauftrag sicherstellen.
Variante B - Temporär Heizkörper abnehmen
Professionellste Lösung. Vor- und Rücklauf schließen, Wasser ablassen, Heizkörper demontieren, entlüften und nach Montage wieder befüllen. Kosten für Fachbetrieb ca. 120-250 EUR je Gerät. Perfekt für sauberste Verklebung und Kantenversiegelung.
Variante C - Vorsatzschale/Rahmen
Bei Mietobjekten oder kritischen Untergründen. Eine dünne, gedämmte Platte in einem Holz- oder Metallrahmen wird flächig montiert und luftdicht angeschlossen. Reversibel, aber etwas Aufbauhöhe geht verloren. Achte auf Konvektionsöffnungen oben/unten.
Schritt-für-Schritt: Dämmung ohne Heizkörperausbau
Diese Anleitung geht von 20 mm PIR aus. Für Kalziumsilikat gilt ähnlich, jedoch mit Silikatkleber und Systemgrundierung arbeiten.
1. Vorbereitung
- Heizung abstellen, Heizkörper auskühlen lassen.
- Untergrund reinigen: Staub und losen Putz entfernen, ggf. absaugen. Glatte, dichte Anstriche matt anschleifen.
- Haftgrund je nach Untergrund auftragen und trocknen lassen (Herstellerangaben).
- Dämmplatten zuschneiden: Erst Rückwand, dann Seitenwangen, zuletzt obere/untere Streifen. Millimetergenau planen, 1-2 mm Spielraum für Kleber.
2. Kleben
- PU-Montagekleber im Wulst-Punkt-Muster oder vollflächig mit Zahnspachtel auftragen. Bei PIR alukaschiert nicht perforieren.
- Rückwandplatte zuerst einsetzen, mit langer Latte andrücken. Achte auf flächige Anlage - keine Hohlräume.
- Seitenteile nacheinander verkleben, Stöße dicht anstoßen. Obere und untere Streifen einsetzen.
- Stöße mit Aluband luftdicht abkleben (bei PIR). Bei Silikat: Stöße spachteln nach System.
3. Anschlüsse und Oberfläche
- Randfuge zur bestehenden Wand mit Acryl schließen. Keine offenen Luftspalten lassen.
- Oberfläche optional spachteln und streichen: Bei PIR erst geeignete Haftbrücke, dann Spachtel und Dispersionsfarbe. Bei Silikat mit Silikatspachtel/-farbe arbeiten.
- Thermostatkopf prüfen: Freie Luftzirkulation muss erhalten bleiben. Gegebenenfalls auf einen Fernfühler-Thermostat umrüsten.
4. Funktionscheck
- Heizung wieder in Betrieb nehmen. Thermostat aufdrehen, auf Knackgeräusche, Gerüche (Kleber) und festen Sitz prüfen.
- Nach 24 Stunden Fugen und Stöße visuell kontrollieren.
Dauer: 2-4 Stunden pro Heizkörpernische für geübte Heimwerkerinnen/Heimwerker, plus Trocknungszeiten. Materialkosten bei 0,6-1,0 m² Nischenfläche meist 50-100 EUR (PIR) bzw. 60-120 EUR (Kalziumsilikat).
Wärmeschutz: was bringt es wirklich?
Ein vereinfachtes Rechenbeispiel: Außenwand Vollziegel 24 cm hat U ≈ 1,4 W/m²K. Die Nische reduziert die Wandstärke z. B. auf 10 cm, U steigt grob auf ≈ 2,8-3,2 W/m²K. Mit 20 mm PIR (λ 0,023) sinkt der U-Wert der Nischenfläche auf ≈ 0,8-1,0 W/m²K.
Bei einer Nischenfläche von 0,8 m² und einer mittleren Heizperiode-Temperaturdifferenz von 20 K reduziert sich der Verlust um grob 40-70 W. Über 1.800 Heizstunden sind das 72-126 kWh pro Jahr. Bei 12 ct/kWh (Gas) spart das rund 9-15 EUR jährlich - pro Nische. In schlecht gedämmten, windigen Fassaden sind höhere Einsparungen möglich, in energetisch besseren Häusern geringer.
Wichtiger Zusatznutzen: Höhere Oberflächentemperaturen verringern Tauwasser- und Schimmelrisiko an der Außenwand hinter dem Heizkörper deutlich.
Kosten, Amortisation und Zeitplan
- Material pro Nische (0,6-1,0 m²): 50-120 EUR (PIR/Silikat inkl. Kleber, Kleinteile).
- Eigenleistung: 2-4 Stunden, normale Heimwerkerausstattung ausreichend.
- Fachbetrieb (mit Heizkörperdemontage und Montage): 180-450 EUR je Nische, je nach Region und Aufwand. Heizkörper-Demontage/Montage alleine 120-250 EUR.
- Amortisation: 3-8 Jahre bei Selbermachen, 8-15 Jahre bei Fachausführung. Steigende Energiepreise verkürzen die Zeit.

Typische Fehler vermeiden
- Hinterströmung: Offene Fugen oder lose Platten machen Dämmung wirkungslos. Immer luftdicht anstoßen und abkleben.
- Zu dick dämmen: Konvektion hinter dem Heizkörper muss bleiben. Mindestens 30 mm Luft zwischen Heizkörperrückseite und Dämmoberfläche einhalten.
- Feuchte übersehen: Bei kalten, feuchtebelasteten Außenwänden Kalziumsilikat statt PIR einsetzen. Salz- und Schimmelschäden vorher sanieren.
- Falsche Kleber: PIR mit geeigneten PU/Hybrid-Klebern, Silikatplatten nur mit Silikatkleber. Lösungsmittelhaltige Kleber vermeiden.
- Reflexfolie als alleinige Maßnahme: Bringt wenig. Echte Dämmung ist deutlich wirksamer.
- Thermostat verdecken: Wärme staut sich, Regelung wird träge. Ggf. Thermostat mit Fernfühler einsetzen.
Sicherheit, Feuchte und Betrieb
Brandschutz: Übliche Radiator-Temperaturen liegen unter 80 °C. PIR mit Alukaschierung ist in der Regel ausreichend temperaturbeständig. Trotzdem Herstellerangaben beachten, insbesondere bei Handtuchheizkörpern.
Feuchte: Außenwandfeuchte? Nimm kapillaraktive Kalziumsilikatplatten mit Silikatfarbe. Kein Dispersionsspachtel auf Silikat verwenden. Bei Zweifel Feuchteanalyse durchführen lassen.
Heizverhalten: Nach der Dämmung kann die Raumaufheizung schneller und das Abstrahlprofil anders sein. Thermostat neu einregeln, eventuell Heizkurve anpassen (bei Zentralheizung mit Außentemperaturführung).
Wartung: Einmal jährlich Sichtprüfung der Fugen. Beschädigte Alubänder oder Risse nacharbeiten.
Mietwohnung: was ist erlaubt?
In Mietobjekten sind verklebte Dämmplatten zustimmungspflichtig. Sichere Alternative: eine reversible Vorsatzplatte mit dünnem Rahmen, oben/unten Konvektionsschlitze, rundum elastisch abgedichtet. Rückbau ohne Spuren möglich. Schreibe die Maßnahme und den Zustand der Wand in ein kurzes Protokoll, Fotos vor/nachher helfen.
Wann zum Fachbetrieb?
- Sichtbare Feuchte/Salzausblühungen oder Schimmel an der Außenwand
- Heizkörper muss ab- und neu angeschlossen werden
- Unsichere Statik des Putzes, großflächige Hohlstellen
- VIP- oder Aerogel-Systeme ohne Erfahrung
Tipp: Kombi-Auftrag spart Anfahrt: mehrere Nischen in einem Termin erledigen lassen.
Podsumowanie
- Nische prüfen: Feuchte, Maße, Konvektionsabstand
- Material wählen: PIR für dünn und effizient, Silikat bei Feuchte
- Untergrund vorbereiten, Kleber systemgerecht
- Platten passgenau, Fugen luftdicht schließen
- Thermostatfreiheit sichern, Funktion testen
- Kosten: 50-120 EUR DIY, 180-450 EUR Fachbetrieb
FAQ
Bringt eine einfache Reflexfolie genug?
Nein. Sie reduziert Strahlungsverlust minimal, ändert aber den U-Wert nicht. Eine 10-20 mm Dämmplatte bringt deutlich mehr Einsparung und Komfort.
Kann ich XPS verwenden?
Ja, bei trockenen Außenwänden und korrekter Verklebung. Bei Kältebrücken mit Feuchtegefahr ist Kalziumsilikat die robustere Wahl.
Muss der Heizkörper zwingend ab?
Nein. Mit 20 mm PIR und 30-40 mm Abstand lässt sich oft ohne Demontage arbeiten. Sauberer wird es mit Demontage, das kostet aber extra.
Wie stark sollte ich dämmen?
Praktisch bewährt: 20 mm PIR oder 25 mm Kalziumsilikat. Dünner nur mit Aerogel, dicker nur, wenn der Konvektionsraum erhalten bleibt.