Warum Badbeleuchtung anders ist: Zonen, IP-Schutz und Regeln
Im Bad gelten andere Spielregeln als im Wohnzimmer. Wasser, Dampf und enge Grundrisse verlangen Leuchten mit passendem Schutz und eine durchdachte Platzierung. Maßgeblich sind die Schutzbereiche rund um Dusche und Wanne sowie passende IP-Schutzklassen.
Schutzbereiche kurz erklärt: Zone 0 befindet sich in der Wanne oder Duschwanne. Zone 1 umfasst den Bereich direkt über Wanne oder Duschfläche bis 2,25 m Höhe. Zone 2 schließt sich seitlich an, meist 60 cm um Zone 1 herum. Außerhalb dieser Zonen wird die Umgebung weniger kritisch, Feuchteschutz bleibt aber sinnvoll.
Praxisregeln: In Zone 0 nur Leuchten mit Schutzkleinspannung SELV und hoher Dichtigkeit (mindestens IPX7) einsetzen. In Zone 1 sind mindestens IPX4 gefordert, in Zone 2 ebenfalls IPX4. Außerhalb der Zonen funktionieren IP20- oder IP44-Varianten, je nach Feuchtebelastung. Transformatoren für SELV-Leuchten gehören außerhalb der Zonen in gut belüftete Bereiche. Alle Badstromkreise müssen über einen 30 mA RCD laufen. Arbeiten an 230 V übernimmt eine Elektrofachkraft.
| Bereich | Min. IP | Leuchten-Tipp |
| Zone 0 | IPX7 | SELV-LED in Nische, Trafo außerhalb |
| Zone 1 | IPX4 | IP65-Einbauspot, SELV sinnvoll |
| Zone 2 | IPX4 | Wand- oder Spiegelleuchte IP44+ |

Lichtarten kombinieren: Grundlicht, Funktionslicht, Akzent
Ein gutes Bad mischt drei Ebenen: blendfreies Grundlicht, kräftiges Funktionslicht am Spiegel und optional Akzente für Stimmung.
Grundlicht: Für 6-8 m² reichen meist 4-6 Einbauspots mit je 5-7 W LED oder eine große Feuchtraum-Deckenleuchte mit 1500-2500 lm. Zielwert: 300-500 lx auf Boden und Flächen. Neutralweiß 3500-4000 K wirkt frisch und zeigt Farben realistisch.
Funktionslicht am Spiegel: Hier brauchen Sie 700-1000 lx im Gesicht. Das gelingt mit einer breiten Spiegelleuchte (800-1500 lm, CRI 90+) oder zwei vertikalen Leuchten links und rechts vom Spiegel. Farbtemperatur 3500-4000 K, unbedingt hoher Farbwiedergabeindex CRI 90 oder besser.
Akzentlicht: LED-Profile in Nischen, unter dem Waschtisch oder hinter einem Spiegel sorgen für Orientierung in der Nacht und Atmosphäre beim Baden. Warmweiß 2700-3000 K, dimmbar. Wichtig: Treiber zugänglich montieren und IP44-Profile im Spritzbereich nutzen.
Spiegel- und Waschtischlicht: schattenfrei montieren
Seitliches Licht auf Gesichtshöhe ist am gleichmäßigsten. Setzen Sie zwei schlanke Leuchten links und rechts, je 5-10 cm vom Spiegelrand entfernt. Die Mitte der Leuchten liegt ideal bei 150-165 cm über Fertigfußboden, je nach Körpergröße. So vermeiden Sie harte Schatten unter Augen und Kinn.
Alternative: eine durchgehende Leuchte oberhalb des Spiegels. Montieren Sie die Unterkante 180-200 cm hoch, je nach Spiegelhöhe. Achten Sie auf eine opale Abdeckung und breiten Ausstrahlwinkel, sonst blendet das Licht beim direkten Blick.
Breite der Leuchte: Entweder so breit wie der Spiegel oder mindestens 70 Prozent der Spiegelbreite. Leistung: 10-20 W LED bei effizienter Leuchte reichen meist. Wählen Sie CRI 90+ für natürliches Make-up und Rasierergebnisse.
Einbauspots und Aufbauleuchten: Anzahl, Raster, IP-Klassen
Einbauspots funktionieren, wenn sie im korrekten Raster sitzen und nicht blenden. Abstand zur Wand: 50-70 cm, Spotabstand untereinander: 90-120 cm. In 8 m² mit 2,4 m Raumhöhe sind 6 Spots à 5-7 W eine solide Basis. Setzen Sie IP65 über der Dusche, im restlichen Deckenbereich reicht IP44 oder IP20 je nach Zone und Feuchte.
Gipskartondecke: Beachten Sie Brandschutz und Luftdichtigkeit. Nutzen Sie Einbaugehäuse, halten Sie Abstand zur Dämmung und führen Sie Leitungen sauber. Bei Dampfbädern oder sehr feuchten Bädern sind geschlossene Feuchtraum-Leuchten oft die robustere Wahl als offene Spots.
Treiber und Dimmer: Planen Sie ausreichend Platz für LED-Treiber in Revisionsklappen oder einem Oberschrank. Prüfen Sie Dimmart: Phasenan- oder -abschnitt für 230 V Leuchten, DALI oder 24 V PWM bei Low-Voltage-Lösungen. Mischen Sie keine Systeme innerhalb eines Kreises.
Elektrik sicher und normgerecht: Leitungen, RCD, Schalter, Smart
Leitungsführung im Bad: NYM-J 3×1,5 mm² ist Standard für Lichtkreise. Führen Sie Trafos außerhalb der Zonen in gut belüfteten Hohlräumen oder Schränken. Badkreise sind über 30 mA RCD zu schützen. Schalter und Taster gehören außerhalb von Zone 2, Zugschnurschalter sind zulässig, aber optisch selten gewünscht.
Dimmen und Smart Home: In Mietwohnungen bewährt sich ein externer, smarter Wandschalter oder Zigbee-Dimmer-Modul in der Dose, sofern kompatibel mit der Leuchte. Bewegungs- oder Präsenzmelder mit Feuchtraumzulassung erleichtern die Nachtorientierung. Achten Sie auf IP44 beim Sensor im Bad und darauf, dass das Grundlicht nicht unnötig hell ist. Nachtmodus mit 10-20 Prozent Leistung ist komfortabel.
Wichtig: Feste 230 V Anschlüsse, neue Leitungen oder Arbeiten in Schutzzonen erledigt eine Elektrofachkraft. Sie planen, messen, montieren mechanisch - der Anschluss ans Netz ist Sache des Profis.
Praxis-Setups nach Raumgröße und Budget
4 m² Mietbad, niedrige Decke
- 1x runde Feuchtraum-Deckenleuchte IP44, 18-24 W, 2000 lm, 3500-4000 K
- 1x Spiegelleuchte 60-80 cm, 10-15 W, CRI 90, IP44
- Optional: Nachtlicht-LED-Strip 24 V unter dem Waschtisch
Kosten: 150-400 Euro für Material. Elektriker für Anschluss: 1-2 h, 80-120 Euro. Gesamt grob: 230-520 Euro.
6 m² Standardbad mit Dusche
- 4x Einbauspot IP65 über Dusche und IP44 im übrigen Bereich, je 6 W
- Spiegelleuchte 80-100 cm, 12-18 W, CRI 90
- 24 V LED-Strip 8-12 W/m im Profil IP44 für Nische
Kosten: 350-800 Euro Material je nach Qualität. Elektriker: 2-4 h, 160-480 Euro. Gesamt: 510-1280 Euro.
10 m² Familienbad
- 6-8x Einbauspot IP65/IP44, je 6-8 W
- 2x vertikale Spiegelleuchten links/rechts, je 8-12 W, CRI 90+
- Indirektes Profillicht Decke oder Wanne, 24 V, dimmbar
Kosten: 600-1400 Euro Material. Elektriker: 3-6 h, 240-720 Euro. Gesamt: 840-2120 Euro.
Montage-Schritte im Überblick
- Bestandscheck: Wo verlaufen Leitungen, gibt es einen RCD, welche Schutzbereiche liegen wo? Fotos und Maße aufnehmen.
- Lichtplanung: Grundriss skizzieren, Raster für Spots, Höhe und Breite der Spiegelbeleuchtung, Position von Trafos und Revisionsöffnungen festlegen.
- Produktauswahl: IP-Klassen und CRI prüfen, Dimmart abstimmen. Lichtfarbe: 3500-4000 K für Spiegel und Grundlicht, optional 2700-3000 K für Akzente.
- Markieren und Bohren: Spots anzeichnen, mit Lochsäge schneiden. Leitungen im Hohlraum mit Schutzrohr führen, Kanten entgraten.
- Mechanische Montage: Gehäuse setzen, Leuchten einclipsen, Profile verschrauben, Kabel sauber verlegen. Silikon nur punktuell und lösbar einsetzen.
- Elektrischer Anschluss: Vom Elektriker. Funktionsprüfung, Messprotokoll, Beschriftung der Trafos.
- Feinschliff: Dimmer programmieren, Szenen anlegen, Blendungen prüfen und ggf. Ausrichtung der Spots anpassen.
Häufige Fehler vermeiden
- Zu warmes Licht am Spiegel: 2700 K wirkt gemütlich, aber verfälscht Hauttöne. Besser 3500-4000 K, CRI 90+.
- Zu wenige Leuchten: Ein einzelnes Downlight in der Mitte macht Ecken dunkel. Liebers Raster mit Wandabstand 50-70 cm.
- Falsche IP-Klasse: IP20 in Zone 2 ist riskant. Mindestens IP44, über Dusche IP65.
- Treiber versteckt: Zu enge Hohlräume ohne Zugriff führen später zu Baustellen. Revisionszugang einplanen.
- Inhomogene Dimmtechnik: Phasenabschnitt und 24 V PWM nicht auf einem Kreis mischen.
- Blendung: Spots mit enger Linse direkt über dem Spiegel vermeiden oder tiefere Einbautiefe bzw. Linsen mit größerem Abstrahlwinkel wählen.
Betrieb und Pflege
Reinigen Sie Leuchten nur im kalten Zustand mit leicht feuchtem Tuch. Dichtungen checken und bei Bedarf nachfetten oder tauschen. Bei LED-Profilen im Nassbereich Silikondichtungen inspizieren. Spiegelflächen nicht mit aggressiven Reinigern bearbeiten, um Beschichtungen der Leuchten nicht anzugreifen.
Komfort-Extras: Spiegelheizung gegen Beschlag, Präsenzmelder mit Nachtmodus, und ein separater, sehr schwacher Orientierungsstreifen unter dem Waschtisch sparen Nerven und Strom.
Kosten realistisch einschätzen
Preisorientierung in Deutschland, solide Mittelklasse:
- Einbauspot IP65: 20-45 Euro pro Stück, dimmbar oft teurer
- Feuchtraum-Deckenleuchte: 40-120 Euro
- Spiegelleuchte CRI 90: 60-180 Euro
- LED-Strip + Profil IP44 + Abdeckung: 25-45 Euro pro Meter komplett
- 24 V Treiber 60-150 W: 35-90 Euro
- Dimmer/Smart-Modul: 35-100 Euro
- Kleinteile: Hohlraumdosen, Wago, NYM-J, Rohr, Dübel: 20-60 Euro
Handwerkerkosten: 70-100 Euro pro Stunde brutto sind üblich. Für ein kleines Bad mit überschaubarem Aufwand reichen oft 2-4 Stunden. Bei Deckenneuaufbau und mehreren Kreisen entsprechend mehr.

Podsumowanie
- Schutzbereiche prüfen und passende IP-Klassen wählen.
- Grundlicht 300-500 lx, Spiegellicht 700-1000 lx, CRI 90+.
- Lichtfarbe: 3500-4000 K am Spiegel, 2700-3000 K für Akzente.
- Raster: 50-70 cm zur Wand, 90-120 cm Spotabstand.
- Treiber zugänglich, Dimmtechnik einheitlich planen.
- Elektrik und Anschluss von der Fachkraft ausführen lassen.
- Budget realistisch: 230-2100 Euro je nach Größe und Anspruch.
FAQ
Welche Farbtemperatur ist im Bad ideal?
Für das Spiegellicht 3500-4000 K, neutral und farbecht. Für Abendstimmung 2700-3000 K als indirektes Zusatzlicht.
Wie viele Spots brauche ich?
Bei 2,4 m Deckenhöhe grob 1 Spot pro 1-1,5 m². In 8 m² sind 6 Spots ein guter Startpunkt, plus Spiegellicht.
Kann ich Leuchten in der Dusche montieren?
Ja, aber mit mindestens IP65 und je nach Position SELV und Trafo außerhalb der Zonen. Anschluss durch Elektriker.
Dimmen im Bad - sinnvoll?
Ja. Tagsüber volle Helligkeit, nachts 10-20 Prozent über Dimmer oder Nachtlicht. Achten Sie auf kompatible Dimmtechnik.
