Warum fensterlose Bäder problematisch sind
Fensterlose Bäder sind in deutschen Altbauten und vielen Mehrfamilienhäusern Standard. Die Feuchte aus Dusche und Badewanne bleibt im Raum und schlägt sich an kalten Flächen nieder. Folgen: beschlagene Spiegel, muffiger Geruch, schwarze Punkte an Silikonfugen und langfristig Schimmel an Decke und Fugen.
Die gute Nachricht: Mit einer Kombination aus zuverlässiger Abluft, gesicherter Zuluft, alltagstauglichen Gewohnheiten und passender Beleuchtung bekommen Sie ein innenliegendes Bad stabil in den Griff. Die meisten Maßnahmen sind bezahlbar und in Mietwohnungen weitgehend erlaubt, wenn man ein paar Regeln beachtet.
Im Fokus stehen drei Bereiche: der richtige Ventilator, eine funktionierende Zuluft über die Tür und ein Feuchtemanagement im Alltag. Dazu kommt die Beleuchtung ohne Tageslicht, die Stimmung und Funktion bestimmt.
- Bildet sich Kondensat an Decke oder Fliesen länger als 30 Minuten nach dem Duschen?
- Riecht es muffig, obwohl regelmäßig gereinigt wird?
- Bleibt die relative Luftfeuchte häufig über 65 Prozent (Hygrometer prüfen)?
- Ist der vorhandene Lüfter älter als 10 Jahre oder hörbar laut und schwach?
- Fehlt ein Türspalt oder Überströmelement zur Zuluft?
- Gibt es schwarze Punkte an Silikonfugen oder in den Fugen?

Zuluft sicherstellen: ohne Zuluft keine Abfuhr
Ohne ausreichend Zuluft kann kein Ventilator sinnvoll arbeiten. Die Luft muss nachströmen, sonst sinkt der Volumenstrom und Geräusche nehmen zu.
Türspalt oder Überströmelement
- Türunterkanten-Spalt 10-15 mm: In den meisten Fällen ausreichend für 60-90 m3/h.
- Überströmelement in der Tür oder im Türblatt: Schafft zusätzliche 100-150 cm2 freie Fläche, optisch dezent.
- Keine Gummidichtungen nachrüsten, die die Tür vollständig abdichten. Sie blockieren die Zuluft.
Praxis-Tipp für Mietwohnungen
- Erst prüfen: Hält die Tür bei 10-15 mm Unterkanten-Spalt noch Schall und Gerüche ausreichend zurück? Bei Bedarf ein akustisch wirksames Überströmelement einsetzen.
- Wichtig: Ein dauerhafter Spalt ist zulässig, wenn keine Brandschutz-Tür betroffen ist. Im Zweifel Hausverwaltung fragen.
Den richtigen Badlüfter auswählen
Innenliegende Bäder fallen in Deutschland unter DIN 18017-3. In der Praxis bedeutet das: ein dauerhaft funktionsfähiger mechanischer Abluftventilator. Entscheidend sind Volumenstrom, Druckaufbau, Lautstärke und Steuerung.
Volumenstrom und Druck
- WC ohne Dusche: 40-60 m3/h.
- Bad mit Dusche oder Wanne: 60-90 m3/h, bei langen oder engen Schächten eher 80-120 m3/h.
- Bei Schächten mit mehr als 3 m Länge oder mehreren Bögen: Radial- oder Diagonal-Lüfter wählen, besser in 125 mm als 100 mm. Das verringert Geräusche und erhöht die Leistung.
Lautstärke
- Zielwert: maximal 30 dB(A) in 3 m Abstand bei Nennbetrieb.
- Achten Sie auf entkoppelte Montage, flexible Anschlussstücke und Rückschlagklappe mit weichem Anschlag.
Steuerung
- Nachlauf: 10-20 Minuten nach dem Ausschalten des Lichts. Standard und sinnvoll.
- Feuchtesteuerung: Lüfter startet ab 60-65 Prozent rF automatisch und schaltet ab, wenn die Feuchte sinkt. Sehr hilfreich in Bädern mit häufiger Nutzung.
- Intervall-Lüftung: z. B. alle 2-3 Stunden für 10 Minuten. Sinnvoll bei stark gedämmten, sehr dichten Wohnungen.
Gerätetypen
- Axial-Lüfter: günstig, leise, für kurze Wege in 100 mm Schächten. Eher für 1-2 m Leitungslänge.
- Radial- oder Diagonal-Lüfter: mehr Druck für längere Schächte, häufig 125 mm. Besser für Mehrfamilienhäuser mit gemeinsamen Abluftschächten.
- Rohrventilator im Zwischensegment: in der Leitung verbaut, gute Option bei abgehängten Decken.
Montage-Schritte in der Praxis
- Bestandsaufnahme: Schacht-Durchmesser messen (100 oder 125 mm), Leitungslänge und Bögen prüfen. Stromanschluss klären.
- Gerätewahl: Volumenstrom passend zur Raumnutzung, Feuchtesteuerung oder Nachlauf, Rückschlagklappe, 230 V oder Kleinspannung je nach Zone.
- Montage: Lüfter vibrationsarm befestigen, Dichtung zum Schacht, Kabel sauber führen, Schallschutzmanschette bei harten Schächten.
- Inbetriebnahme: Nachlaufzeit einstellen, Feuchteschwelle kalibrieren, Funktion testen (Papier-Test am Gitter).
- Wartung: 2-3 mal pro Jahr Blende und Laufrad entstauben, Rückschlagklappe gängig halten.
Kosten in Deutschland
- Axial-Lüfter 100 mm mit Nachlauf: 60-120 EUR.
- Radial-Lüfter 125 mm mit Feuchteautomatik: 150-300 EUR.
- Elektroinstallation inkl. Anschluss und Einstellungen: 150-400 EUR, je nach Aufwand und Leitungsweg.
- Kleinmaterial: 20-40 EUR.
Wichtig: Arbeiten im Bad nur durch Fachbetrieb, wenn neue Leitungen verlegt werden. Schutzbereiche beachten (IP44 in Spritzwasserbereichen, FI-Schutzschalter).
Feuchte im Alltag managen
Der beste Lüfter nützt wenig, wenn Feuchtequellen unkontrolliert bleiben. Mit ein paar Gewohnheiten sinkt die Schimmelgefahr spürbar.
Direkt nach dem Duschen
- Wasser abziehen: Wände und Duschkabine mit einem Abzieher in 1-2 Minuten trocknen. Das reduziert die Feuchtemenge um bis zu 50 Prozent.
- Tür spaltweit öffnen, wenn Zuluft über Flur und Lüfter abziehen kann.
- Handtücher nicht im feuchten Bündel lassen. Ausbreiten oder auf den Handtuchheizkörper hängen.
Temperatur
- 21-23 Grad Raumtemperatur im Bad halten, nicht auskühlen lassen. Warme Oberflächen kondensieren weniger.
- Bei Anwesenheit ganztags: niedrige Grundtemperatur mit kurzer Aufheizzeit kombinieren.
Luftentfeuchter als Backup
- Kompaktgerät 150-300 EUR mit Hygrostat auf 55-60 Prozent rF einstellen.
- Besonders hilfreich in WG-Bädern oder bei Dauerfeuchte-Phasen im Winter.
- Stromverbrauch realistisch: 0,2-0,4 kWh pro Stunde aktiver Trocknung.
Beleuchtung ohne Tageslicht: hell, natürlich, blendfrei
Ohne Fenster übernimmt die Beleuchtung zwei Rollen: funktional zum Rasieren und Schminken, atmosphärisch zum Entspannen.
Lichtfarbe und Farbwiedergabe
- Farbtemperatur: 3000-4000 K. 4000 K wirkt neutral und frisch, 3000 K gemütlicher.
- CRI 90 oder höher, damit Hauttöne natürlich erscheinen.
Leuchtenpositionen
- Spiegelleuchte frontal auf Augenhöhe oder beidseitig. Vermeidet Schatten im Gesicht.
- Deckenleuchte zentral, breite Abstrahlung für Grundlicht.
- Dusch- oder Wannenleuchte nur bei Bedarf und IP-geschützt (mind. IP44 in Zone 2).
Schaltung
- Spiegel und Grundlicht separat schalten.
- Optional: Bewegungsmelder mit Nachlauf für nächtliche Besuche, jedoch so einstellen, dass der Lüfter nicht unnötig lange läuft.
Oberflächen, Farben und Details gegen Feuchte
Materialien und Details beeinflussen Trocknung und Schimmelanfälligkeit.
- Fliesen großformatig (z. B. 30×60 cm), schmale Fugen 2 mm, zementärer Fugenmörtel mit Schimmel-Schutz.
- Silikonfugen mit fungizider Ausstattung, alle 5-7 Jahre erneuern.
- Decke mit Feuchtraumfarbe streichen, matt und diffusionsoffen.
- Regale und Schränke nicht deckenhoch, damit warme Luft zirkulieren kann.
Schimmel erkennen und richtig handeln
Früh eingreifen spart Geld und Nerven.
Kleine Stellen bis ca. 0,5 m2
- Ursache klären: Feuchtewerte prüfen (Hygrometer, Ziel 45-60 Prozent rF).
- Reinigung: 70-80 Prozent Alkohol oder 3 Prozent Wasserstoffperoxid. Oberfläche abwischen, gut trocknen lassen. Chlor nur im Ausnahmefall nutzen.
- Silikonfugen mit Befall besser erneuern statt „übermalen“.
Größere Schäden
- Schimmel größer als 0,5-1 m2 oder wiederkehrend: Fachbetrieb beauftragen.
- Ursache beheben: defekte Lüfter, fehlende Zuluft, dauerhaft zu niedrige Temperaturen.
Mietwohnung: Was ist erlaubt?
In vielen fensterlosen Bädern existiert ein Abluftschacht. Den Lüfter tauschen oder aufrüsten ist in der Regel erlaubt, wenn keine baulichen Veränderungen am Schacht erfolgen.
- Lüftertausch 1:1: genehmigungsfrei, aber Vermieter informieren.
- Neue Stromzuleitung, Schlitze oder Deckendurchbrüche: Vermieterzustimmung einholen, Fachbetrieb verpflichten.
- Gemeinschaftsschacht: Nur rückstaugesicherte Geräte einsetzen, die den Schachtdruck nicht stören. Hausverwaltung fragen.
Beispielrechnungen aus der Praxis
- Kleines Bad 4-5 m2, Lüftertausch 100 mm mit Nachlauf: Gerät 90 EUR + Elektro 180 EUR + Material 30 EUR = ca. 300 EUR.
- Bad 6-8 m2, neuer Radial-Lüfter 125 mm mit Feuchtesteuerung: Gerät 220 EUR + Elektro 250 EUR + Material 40 EUR = ca. 510 EUR.
- Upgrade Beleuchtung: Spiegelleuchte CRI 90, 4000 K 80-150 EUR, Deckenleuchte IP44 60-120 EUR, Montage 120-200 EUR.
- Optional Luftentfeuchter: 200 EUR Anschaffung, 8-12 EUR Strom pro Monat bei moderater Nutzung.

Podsumowanie
- Zuluft sichern: Türspalt 10-15 mm oder Überströmelement.
- Lüfter passend zur Schachtlänge wählen: lieber 125 mm und radial bei langen Wegen.
- Steuerung klug einstellen: Nachlauf 10-20 Minuten, Feuchteautomatik ab 60-65 Prozent rF.
- Alltag zählt: Wände abziehen, Handtücher trocknen, Temperatur nicht absinken lassen.
- Beleuchtung mit CRI 90 und 3000-4000 K, IP44 beachten.
- Kleine Schimmelflecken sofort fachgerecht entfernen, Ursachen beheben.
FAQ
Wie lange sollte der Lüfter nach dem Duschen laufen?
10-20 Minuten sind praxistauglich. Bei hoher Feuchte oder schlechter Zuluft auch länger. Feuchtesteuerungen übernehmen das automatisch.
Reicht ein Türspalt als Zuluft?
Meist ja. 10-15 mm Unterkante liefern genug Zuluft für 60-90 m3/h. Bei sehr dichten Wohnungen hilft ein Überströmelement zusätzlich.
Axial oder radial - was ist besser?
Für kurze Schächte bis ca. 2-3 m reicht ein leiser Axial-Lüfter. Bei längeren oder verwinkelten Schächten ist ein radialer 125 mm Lüfter klar im Vorteil.
Welche Lichtfarbe im fensterlosen Bad?
Neutralweiß 4000 K wirkt frisch und farbecht, Warmweiß 3000 K gemütlich. Wichtig ist CRI 90 für natürliche Hauttöne, vor allem am Spiegel.